top of page

Ausdauer beim Lernen Zack und Wisch

Aktualisiert: 6. Dez. 2024


Schwierige Lernsituationen aushalten – Wie Bewegung und Ausdauer helfen können


In unserer heutigen „Zack-und-Wisch“-Gesellschaft, in der ein einfacher Wisch über den Bildschirm ausreicht, um uns mit einer neuen, aufregenden Information oder Belohnung zu versorgen, fällt es zunehmend schwerer, Geduld, Konzentration und Ausdauer zu entwickeln.

Besonders bei Kindern sehen wir die Auswirkungen dieser ständigen, schnellen Reize. Die Frage, die sich Eltern, Lehrer und Trainer stellen: Wie können Kinder lernen, herausfordernde Lernsituationen auszuhalten, wenn sie von digitalen Belohnungssystemen geprägt sind, die sofortige Befriedigung bieten?


Digitale Belohnungssysteme und ihre Auswirkungen


Die ständige Verfügbarkeit von Smartphones, Tablets und Computerspielen hat ein Belohnungssystem etabliert, das nahezu ohne Verzögerung funktioniert. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass durch diese schnellen Reize das Belohnungszentrum im Gehirn, insbesondere der Nucleus accumbens, stark aktiviert wird. Dies führt zu einem Dopaminausstoß, der kurzfristig Glücksgefühle erzeugt.


Laut einer Studie der University of Southern California (2021) können wiederholte schnelle Belohnungen die Fähigkeit zur Selbstregulation bei Kindern beeinträchtigen. Sie gewöhnen sich daran, dass schwierige Aufgaben vermieden werden können, weil Ablenkungen – oft nur einen Wisch entfernt – verfügbar sind. Dies wirkt sich auch auf die Schulfähigkeit aus: Kinder zeigen häufiger Schwierigkeiten, bei komplexen Aufgaben durchzuhalten, und entwickeln Frustration, wenn Erfolg nicht unmittelbar eintritt.


Der Zusammenhang zwischen Bewegung und Lernsituationen


Es gibt es Hinweise aus der Neurowissenschaft, dass körperliche Ausdauer und mentale Ausdauer eng miteinander verknüpft sind. Dr. John Ratey, Neuropsychiater an der Harvard Medical School, hebt in seinem Buch Spark hervor, dass Bewegung nicht nur die kognitive Leistungsfähigkeit verbessert, sondern auch die Fähigkeit stärkt, mit Herausforderungen umzugehen.


In der Praxis zeigt sich, dass Kinder, die regelmäßig körperliche Übungen machen, bei denen sie Ausdauer beweisen müssen, auch in Lernsituationen mehr Durchhaltevermögen zeigen. Es scheint, dass das Durchhalten einer körperlichen Anstrengung, etwa beim Balancieren, beim Klettern oder bei einer längeren Plank-Übung, auf das Gehirn übertragbar ist. Die Fähigkeit, sich in der Anstrengung nicht sofort aufzugeben, fördert auch den Mut, sich geistigen Herausforderungen zu stellen.


Bewegung als Schlüssel zur Selbstdisziplin

Eine interessante Beobachtung aus der Praxis: Wenn Kinder lernen, bei körperlichen Übungen wie längerem Halten einer Position nicht sofort aufzugeben, kann dies zu einer besseren Frustrationstoleranz in anderen Bereichen beitragen. Das liegt daran, dass der präfrontale Cortex – der Bereich im Gehirn, der für Planung, Entscheidungsfindung und Impulskontrolle verantwortlich ist – durch Bewegung gestärkt wird. Studien zeigen, dass körperliche Aktivität die Bildung von Synapsen in diesem Bereich unterstützt und gleichzeitig Stresshormone wie Cortisol reduziert.


Negative Auswirkungen von Smartphones und Computerspielen


Neben den oben genannten Belohnungssystemen gibt es weitere Forschungsergebnisse, die die negativen Auswirkungen von übermäßigem Konsum digitaler Medien bei Kindern beleuchten:

1. Kürzere Aufmerksamkeitsspanne:

Eine Studie der University of Michigan (2020) zeigte, dass Kinder, die täglich mehrere Stunden Computerspiele oder soziale Medien nutzen, eine signifikant kürzere Aufmerksamkeitsspanne aufweisen.

2. Verminderte soziale Fähigkeiten:

Der ständige Fokus auf den Bildschirm kann die Fähigkeit von Kindern beeinträchtigen, soziale Interaktionen zu führen und Empathie zu entwickeln.

3. Stress und Überstimulation:

Die ständig wechselnden Reize von Apps und Spielen können zu einem Zustand permanenter Überstimulation führen, was das Nervensystem belastet.


Wie können wir gegensteuern?


Um Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen, braucht es einen bewussten Umgang mit digitalen Geräten sowie gezielte Maßnahmen, die ihre Fähigkeit zur Selbstdisziplin fördern. Hier einige Ansätze:


1. Bewegung in den Alltag integrieren:

Kinder sollten täglich die Möglichkeit haben, sich körperlich auszupowern und ihre Grenzen zu testen. Ob durch Sport, Klettern oder einfache Bewegungs-Challenges: Regelmäßige körperliche Anstrengung fördert nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch die mentale Stärke.

2. Digitale Pausen einlegen:

Eltern können „bildschirmfreie Zonen“ und Zeiten schaffen, in denen weder Smartphone noch Tablet genutzt werden dürfen. Studien zeigen, dass bereits kleine Pausen im digitalen Konsum helfen, die Aufmerksamkeitsspanne zu verbessern.

3. Gemeinsame Herausforderungen erleben:

Aktivitäten, bei denen Eltern und Kinder gemeinsam gefordert sind, wie Wandern, Radfahren oder kreative Projekte, fördern das Durchhaltevermögen und stärken die Beziehung.

4. Vorbild sein:

Kinder lernen durch Nachahmung. Wenn Erwachsene bewusst mit digitalen Medien umgehen und gleichzeitig zeigen, wie man geduldig und ausdauernd Herausforderungen bewältigt, wird sich dies auch positiv auf das Verhalten der Kinder auswirken.


Fazit: Eine Balance zwischen Bewegung und Digitalisierung finden


In der „Zack-und-Wisch“-Gesellschaft ist es eine Herausforderung, Kindern Ausdauer und Geduld zu vermitteln. Doch die Forschung zeigt: Bewegung ist ein Schlüssel, um mentale Stärke zu fördern. Durch gezielte körperliche Übungen können Kinder lernen, auch in schwierigen Lernsituationen durchzuhalten. Gleichzeitig ist es wichtig, den digitalen Konsum bewusst zu steuern und Kinder an ein gesundes Maß heranzuführen.


Die Aufgabe von uns

Eltern, Lehrern und Trainern besteht darin, die Balance zwischen körperlicher Bewegung, digitalen Medien und Herausforderungen im Alltag zu finden. Denn nur so können wir unsere Kinder dabei unterstützen, sich in einer komplexen, schnelllebigen Welt zurechtzufinden – ohne die Fähigkeit zu verlieren, Schwierigkeiten auszuhalten und langfristig an ihren Zielen zu arbeiten.


Eure Kathrin Felderer


T: 0676/ 4023707


 
 
 

Comments


bottom of page